Das Textilviertel liegt im Osten der Augsburger Innenstadt und wird begrenzt durch die Wallanlagen zwischen Rotem Tor, Vogeltor und Jakobertor, durch die Lechhauser Straße, den Lech und die Friedberger Straße. Ganz genau abstecken lässt sich dieser Stadtteil nicht, da er keine Verwaltungszone darstellt, sondern vielmehr ein historisch gewachsenes Viertel beschreibt. Das etwa zwei Quadratkilometer große Areal erstreckt sich größtenteils über den Stadtbezirk "Am Schäfflerbach", reicht aber auch stellenweise in den Bezirk "Wolfram- und Herrenbachviertel" hinein.
Noch Anfang des 19. Jahrhunderts bestand das Gebiet überwiegend aus Wiesen und war so gut wie unbewohnt. Bedingt durch akuten Platzmangel innerhalb der Stadtmauern siedelten sich ab ca. 1830 immer mehr Betriebe vor den Toren der Stadt an. Vor allem die damals aufkommende Textilindustrie nutzte die Wasserkraft der zahlreichen Lechkanäle und wurde innerhalb weniger Jahre zum alles dominierenden Wirtschaftszweig. Es entstanden mächtige Fabrikbauten, Unternehmervillen und Arbeitersiedlungen, die den Erfolg dieser Branche widerspiegelten und dem neu entstandenen Stadtteil bald auch seinen Namen gaben: Textilviertel.
Inzwischen sind die meisten Fabrikanlagen stillgelegt. So einiges ist baufällig oder zumindest etwas heruntergekommen. Manche historisch bedeutenden Gebäude wurden sogar abgerissen. Unbeachtet von Politik und Stadtplanung entstand im Laufe der Zeit eine Industriebrache von beträchtlichem Ausmaß. Das Viertel galt lange als unattraktiv und wertlos. Dabei gibt es hier zahlreiche Orte, die alles andere als langweilig sind. Viele davon lassen sich nur zu Fuß, über verschlungene Pfade und Privatwege erkunden – entlang an Bächen, Grünflächen und Schrebergärten. Es sind nicht nur die großen Fabriken, sondern vor allem die unzähligen Kleinigkeiten, die diesen Stadtteil ausmachen.
Zum vielfältigen Charakter des Textilviertels trägt zweifelsohne auch das bunte Gemisch der Leute bei, die hier zu Hause sind. Etwa 50% der Bewohner sind Menschen mit Migrationshintergrund. Das hängt zum einen damit zusammen, dass viele ehemalige Textilarbeiter und deren Angehörige, die einst als "Gastarbeiter" ins Land kamen, noch heute hier leben. Zum anderen sind vor allem Spätaussiedler aus den ehemaligen Sowjetrepubliken in den letzten 20 Jahren zugezogen. Was sich vielleicht nach einem sozialen Brennpunkt anhören mag, ist in der Realität ein überaus friedliches und tolerantes Miteinander von großstädtischer Qualität.
Seit der Jahrtausendwende macht man sich nun verstärkt Gedanken über die künftige Nutzung dieses interessanten Stücks urbanen Lebensraums. In der öffentlichen Wahrnehmung ist mitlerweile ein deutlicher Wandel spürbar. Mit der Ansiedlung des "Staatlichen Textil- und Industriemuseums" (tim) in der ehemaligen Kammgarnspinnerei wurde ein erster wichtiger Schritt in Richtung Aufwertung des Textilviertels getan. Die Umgestaltung des AKS-Geländes und des Schlachthof-Areals ("KU-Werk") könnten weitere Impulse setzen. Das aus denkmalpflegerischer Sicht einmalige Ensemble im Osten der Augsburger Innenstadt bekommt eine letzte Chance. Und es bleibt abzuwarten, ob und wie diese schlussendlich genutzt wird.
Fakten und Zahlen
- Während der Stadtbezirk "Am Schäfflerbach" zum Planungsraum Innenstadt gehört, liegt das "Wolfram- und Herrenbachviertel" im Planungsraum "Spickel-Herrenbach".
- Die Gesamtfläche des Bezirks "Am Schäfflerbach" beträgt 2,1880 km².
- Die Gesamtfläche des "Wolfram- und Herrenbachviertel" beträgt 1,5140 km².
- Die Wohnbevölkerung (Haupt- oder Nebenwohnsitz) im Stadtbezirk "Am Schäfflerbach" lag zum 31. Dezember 2019 bei 9.960. Das sind 44,7 Einwohner pro Hektar, davon 46,0% mit Migrationshintergrund.
- Die Wohnbevölkerung (Haupt- oder Nebenwohnsitz) im Stadtbezirk "Wolfram- und Herrenbachviertel" lag zum 31. Dezember 2019 bei 10.919. Das sind 76,7 Einwohner pro Hektar, davon 60,1% mit Migrations- hintergrund.
Als rauschende Zeugen der Stadt- und Industriegeschichte schlängeln sich Bäche und Kanäle durch das Textilviertel. Einst waren sie die Grundlage für die Ansiedlung von kleinen und später großen Betrieben, die sich die Wasserkraft als Energiequelle zunutze machen wollten. Ihre große Hauptrolle haben die Wasserläufe inzwischen längst verloren. Trotzdem gehen sie unermüdlich ihren Weg – und beweisen somit einmal mehr: "Wo Wasser ist, ist Leben."
Der Herrenbach (Gesamtlänge: 900 m)
... zweigt bei der Pulvermühlschleuse am Damaschkeplatz in nördlicher Richtung vom Hauptstadtbach ab und teilt sich nach 900 Metern an der Geisbergschleuse (Reichenberger Straße) in zwei Arme: den Hanrei- und den Proviantbach. Er wurde um 1650 nach dem Bau des Hochablasses vom Rat (den "Herren") errichtet, um für verschiedene Hammerwerke und Sägmühlen der Stadt Energie zu liefern.
Im Sommer ist dieser Abschnitt ein beliebter Treffpunkt für Sonnen-anbeter und Wasserratten.
Der Proviantbach (Gesamtlänge: 4.400 m)
... ist die östliche Kanalstrecke nach der Teilung des Herrenbachs an der Geisbergschleuse. Der Name stammt aus dem Mittelalter, als das ehemalige reichsstädtische Proviantamt über den bis zu 12 Meter breiten Kanal per Floß mit Getreide, Holz, Kalk und Bausteinen ("Proviant") versorgt wurde. 1877 erfolgte der Wandel von der Flößerei zur Energiegewinnung: der Proviantbach wurde begradigt und der Wasserspiegel tiefergelegt. In der Wolfzahnau mündet er in den Stadtbach.
Nördlich des Fabrikschlosses bis hin zur Otto-Lindenmeyer-Straße lässt es sich hier in der warmen Jahreszeit sehr gut aushalten. Eine weitläufige Grünfläche auf der westlichen Seite des Baches lädt ein zum Grillen, Sonnen oder Federballspielen in multikultureller Atmosphäre.
Der Hanreibach (Gesamtlänge: 2.300 m)
... ist die westliche Kanalstrecke nach der Teilung des Herrenbachs an der Geisbergschleuse. Er mündet nach 2,3 Kilometern in den Proviantbach. Seinen Namen hat der Wasserlauf wohl der schon im Stadtrecht von 1276 genannten Hanoreimühle (einer der Stadtmühlen) zu verdanken. Bis Ende des 18. Jahrhunderts wurde er auch als Klingenbach bezeichnet.
Der Fichtelbach (Gesamtlänge: 1.400 m)
... ist ein Seitenarm des Hanreibaches, der sich auf dem Gelände des heutigen martini-Parks links von jenem abgabelt und sich nach 1,4 Kilometern zwischen Johannes-Haag- und Lechhauser Straße wieder mit ihm vereinigt. Die Benennung geht angeblich auf Anton Fichtel zurück, der um 1760 dort eine Sägmühle betrieb.
Der Schäfflerbach (Gesamtlänge: 3.600 m)
... zweigt westlich des "Schwaben-Centers" vom Kaufbach ab, durchfließt das gesamte Textilviertel und mündet schließlich nach 3,6 Kilometern Länge bei der Stadtbachstraße in den Stadtbach. Der Name Schäfflerbach ist seit Ende des 17. Jahrhunderts nachweisbar und geht wohl auf einen Mann namens Schaeffler zurück, der hier eine Bleiche betrieb.
Der Kaufbach (Gesamtlänge: 2.000 m)
... ist ein Teilabschnitt des Hauptstadtbaches, der am Hochablass aus dem Lech abgeleitet wird. Ab der Pulvermühlschleuse am Damaschkeplatz trägt dieser Kanal den Namen Kaufbach und fließt entlang der Friedberger Straße in Richtung Innenstadt. Er war einst ein wichtiger Transportweg für Handelsgüter, die zum Verkauf auf Flößen bis zum ehem. Umschlagplatz am Roten Tor befördert wurden – daher der Name. Von hier an heißt der Wasserlauf erst Schwalllech, dann Mittlerer und Hinterer Lech und schließlich Stadtbach.
Der Sparrenlech (Gesamtlänge: 1.400 m)
... zweigt zwischen Prinz- und Provinostraße in nördlicher Richtung vom Kaufbach ab. Er durchfließt als Ochsenlech die Jakobervorstadt und mündet nach 1,4 Kilometern in den Stadtbach. Angeblich rührt die Bezeichnung "Sparrenlech" von der Familie Sparrer her, die hier begütert und mit den Langenmantel "vom Sparren" verwandt war. Es kommt allerdings auch die Benennung nach einem Sparrenwald ("Sparren" = Holzbalken) in Frage.
Im Textilviertel existieren Straßennamen erst seit 1879. Bis dahin waren den Grundstücken und Gebäuden sogenannte Litera-Hausnummern zugeordnet, welche aus dem Buchstaben "J" und einer durchlaufenden Zahl bestanden. Heute haben etliche der Straßenbezeichnungen unmittelbar mit der Vergangenheit des Stadtteils oder der Augsburger Industriegeschichte zu tun.
Adrian-de-Vries-Straße (Benennung: 2017)
Der niederländische Bildhauer Adrian de Vries (1556 - 1626) war auf Bronzeskulpturen im Stil der italienischen Renaissance spezialisiert. Seine bekanntesten Werke entstanden in Augsburg zwischen 1596 und 1602: der Herkulesbrunnen und der Merkurbrunnen.
Am Färberturm (Benennung: 2010)
Der Färberturm von 1763 ist das einzige noch erhaltene Bauwerk dieser Art in Augsburg und steht unter Denkmalschutz. Er diente einst zum Aushängen und Trocknen eingefärbter Stoffbahnen.
Am Hanreibach (Benennung: 2017)
Der Hanreibach ist ein vom Herrenbach abzweigender Lechkanal. Er mündet nach 2,3 Kilometern in den Proviantbach. Seinen Namen hat der Wasserlauf wohl der schon im Stadtrecht von 1276 genannten Hanoreimühle (einer der Stadtmühlen) zu verdanken. Siehe auch "Wasserwege"
Am Martinipark (Benennung: 2017)
Der Martinipark entstand bereits um das Jahr 1850 als prachtvolle Grünanlage bei der Direktorenvilla der "Bleicherei und Färberei von Martini".
Am Schäfflerbach (Benennung: 2010)
Der Schäfflerbach ist ein ca. 3,6 km langer Lechkanal. Der Name Schäfflerbach ist seit Ende des 17. Jahrhunderts nachweisbar und geht wohl auf einen Mann namens Schaeffler zurück, der hier eine Bleiche betrieb. Siehe auch "Wasserwege"
Amagasaki-Allee (Benennung: 2004)
Amagasaki ist eine japanische Hafenstadt auf der Hauptinsel Honshu an der Nordküste der Osaka-Bucht und seit April 1959 Partnerstadt von Augsburg.
Ambergerstraße
Christoph Amberger (um 1500 - 1562) war einer der bedeutendsten Maler der Alt-Augsburger Schule. Einige seine Werke sind heute im Maximilianmuseum und im Schaezlerpalais zu besichtigen.
Albert-Greiner-Straße (Benennung: 1979)
Alber Greiner (1867 - 1943) war ein bedeutender Augsburger Pädagoge und Musikerzieher. Er gründete die Städtische Singschule, die heute seinen Namen trägt.
Argonstraße
Argon (ursprünglich Egen) war eine der herausragendsten und reichsten Bürgerfamilien aus der Kaufleutezunft, die zwischen 1342 und 1532 in Augsburg nachweisbar ist.
Arthur-Piechler-Straße (Benennung: 1974)
Der gebürtige Magdeburger Organist, Komponist und Dirigent Arthur Piechler (1896 – 1974) war ab 1925 in Augsburg tätig. Er machte sich sehr um das kulturelle Leben in der Stadt verdient, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Neugründung des Städtischen Philharmonischen Orchesters und des Konservatoriums.
Barbara-Gignoux-Weg (Benennung: 2010)
Anna Barbara Gignoux (1725 - 1796) war eine Augsburger Textilunternehmerin, die als kunstsinnig und liberal galt. Im Jahre 1764 ließen sie und ihr Mann in der Altstadt eine Manufaktur für Kattun errichten. Es entstand das heutige Gignouxhaus, das jahrelang die "Komödie" beherbergte.
Beim Glaspalast
Benannt nach dem letzten großen Fabrikschloss des Textilviertels von 1910.
Bergmühlstraße (Benennung: 1879)
Benannt nach der angeblich seit dem 15. Jahrhundert hier nachweisbaren Berg- oder Hürismühle, einer Mahl- und Sägemühle.
Böheimstraße
Andreas Böheim (1530 - 1612) war als Kaufmann in Nürnberg, Ulm und zuletzt in Augsburg tätig. Er gründete eine protestantische Stiftung, deren Erträge u.a. dem Pilgerhaus und dem evangelischen Waisenhaus zugute kamen.
Caritasweg
Benannt nach den hier errichteten Gebäuden der Caritas.
Engelbergerstraße
Burkhard Engelberger (1447 - 1512) war ein hervorragender Baumeister aus Hornberg (Schwarzwald). Nachdem die Basilika St. Ulrich und Afra 1474 durch einen Sturm eingestürzt war, übernahm er die Bauleitung des Neubaus (vollendet: 1512). Ab 1483 wirkte er auch bei der Umgestaltung des Doms mit.
Fichtelbachstraße (Benennung: 1879)
Der Fichtelbach ist ein Seitenarm des Hanreibaches. Der Name geht auf Anton Fichtel zurück, der um 1760 dort eine Sägmühle betrieben haben soll. Siehe auch "Wasserwege"
Forsterstraße (Benennung: 1879)
Karl Ludwig Forster (1788 - 1877) war ein Pionier der Augsburger Textilindustrie und galt seinerzeit als Unternehmerpersönlichkeit von allerhöchstem Rang. Er baute die Kattundruckerei Schöppler & Hartmann (später NAK) zu einer modernen Fabrik aus und initiierte auch die Gründung der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Augsburg (SWA).
Friedrich-List-Straße
Friedrich List (1789 - 1846) war ein bedeutender Nationalökonom und Professor in Tübingen. Er machte sich sehr um den Eisenbahnbau und die deutsche Zolleinigung verdient und war Mitarbeiter der "Allgemeinen Zeitung" in Augsburg.
Friedrich-Merz-Straße (Benennung: 2010)
Johann Anton Friedrich Merz (1803 - 1867) gründete im Jahre 1836 die Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS). Der Nürnberger Kaufmann zeigte soziales Engagement mit einer Betriebskrankenkasse, einem Unterstützungsfonds für Erwerbsunfähige und einer Wohnsiedlung für Mitarbeiter, dem einstigen Kammgarnquartier.
Fritz-Koelle-Straße (Benennung: 1958)
Fritz Koelle (1895 - 1953) wurde in Augsburg geboren. Er war Bildhauer und Professor an den staatlichen Kunstschulen Dresden und Berlin. Von ihm stammen die bekannten Bronzeplastiken von Isarflößern und von Bergarbeitern des Saargebietes.
Gärtnerstraße (Benennung: 1879)
Zur Zeit der Benennung der Straße lagen hier die Gartenbaubetriebe von zwei Meistern.
Hanreiweg (Benennung: 1879)
Der Hanreibach ist ein ca. 2,3 km langer Wasserlauf. Der Name geht wohl auf die Hanoreimühle zurück, die erstmals im Stadtrecht von 1276 genannt wird. Siehe auch "Wasserwege"
Hermann-Kluftinger-Straße
Dr. Hermann Kluftinger (1886 - 1955) war Vorstandsvorsitzender der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Augsburg (SWA) und einer der bedeutendsten Textiltechniker der deutschen Baumwoll- und Textilindustrie.
Jörg-Seld-Straße (Benennung: 2017)
Jörg Seld (ca. 1454 - 1527) war ein Augsburger Goldschmied und gilt als der wichtigste Vertreter der Augsburger Goldschmiedekunst am Übergang von der Hochgotik zur Renaissance. Bekannt wurde er außerdem durch seine großformatige Stadtansicht Augsburgs aus der Vogelperspektive, den berühmten "Seld-Plan" von 1521.
Johannes-Haag-Straße (früher: Bauhofstraße)
Johannes Haag (1819 - 1887) war ein erfolgreicher Kaufmann und Ingenieur. 1857 zog er mit seiner Maschinen- und Röhrenfabrik von Kaufbeuren nach Augsburg. Er war hartnäckiger Verfechter eines Deutschen Patentrechts und gilt als Hauptinitiator des 1877 in Berlin gegründeten Reichspatentamtes.
Joseph-Haas-Straße
Joseph Haas (1879 - 1960) war Komponist aus Maihingen/Ries und von 1889 bis 1892 Schüler des Gymnasiums bei St. Stephan in Augsburg.
Julius-Spokojny-Weg
Julius Spokojny (1923 - 1996) war Unternehmer und Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben. Sein Lebenswerk sind die 1985 abgeschlossene Restaurierung der Augsburger Synagoge und die Einrichtung des Jüdischen Kulturmuseums.
Lotzbeckstraße
Karl Ludwig Freiherr von Lotzbeck (1786 - 1873) war ein aus dem Badischen stammender Unternehmer und Anhänger der politischen Vormärz-Bewegung. Mehrere Jahrzehnte lang stand hier die Tabakmühle seiner "Tabakfabrik Lotzbeck & Cie.".
Louis-Braille-Straße
Louis Braille (1809 - 1852) ist bekannt als Erfinder des nach ihm benannten Punktschriftsystems für Blinde, der Brailleschrift. Kein direkter Bezug zu Augsburg.
Nagahama-Allee (Benennung: 2004)
Nagahama ist eine, auf der japanischen Hauptinsel Hondo gelegene, Industriestadt und seit April 1959 Partnerstadt von Augsburg.
Oberbürgermeister-Dreifuß-Straße (Benennung: 2000)
Ludwig Dreifuß (1883 - 1969) war Anwalt jüdischer Herkunft und SPD-Mitglied. 1945 wurde er von der Besatzungsmacht zum kommissarischen Bürgermeister ernannt und versah dieses Amt bis zu den Stadtratswahlen vom Mai 1946.
Oberbürgermeister-Hohner-Straße (Benennung: 2000)
Heinz Hohner (1907 - 1967) war von August 1946 bis Oktober 1947 Erster Bürgermeister von Augsburg.
Öglinstraße
Erhard Öglin (um 1470 - 1520) war seit 1502 in Augsburg als bedeutender Buchdrucker tätig und kaiserlicher Buchdrucker Maximilians I.
Otto-Jochum-Straße (Benennung: 1979)
Otto Jochum (1898 - 1969), gebürtig in Babenhausen, war Komponist, Chorerzieher und Musikpädagoge. Er war in Augsburg u.a. als Leiter des Chores der Mechanischen Baumwoll-Spinnerei und Weberei tätig.
Otto-Lindenmeyer-Straße (Benennung: 1937; früher: Garbenstraße)
Der Geheime Kommerzienrat Otto Lindenmeyer (1866 - 1952) war von 1911 bis 1942 Vorstand und kaufmännischer Direktor der Mechanischen Baumwoll-Spinnerei und Weberei Augsburg (SWA). Seit 1937 war er Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor des Unternehmens.
Prinzstraße
Samuel Friedrich Prinz (1809 – 1870) gründete 1837 in Lechhausen eine Bleicherei und Färberei. Die Familie Prinz gilt als bedeutende Unternehmer- und großzügige Stifterfamilie.
Proviantbachstraße (Benennung: 1879)
Der Proviantbach ist eine wichtige Kanalstrecke des Textilviertels und benannt nach seiner früheren Hauptbestimmung, dem Transport von Handelswaren und Holz ("Proviant") mittels Flößen. Siehe auch "Wasserwege"
Provinostraße
Maria Anna Provino (geb. de Crignis) (1755 - 1846) war Tabakfabrikantenehefrau und hochherzige Stifterin. Der Witwe gehörte die Tabakfabrik Lit. J 179 und 180 (später Martini & Cie).
Raunerstraße
Johann Thomas von Rauner d.Ä. (1659 - 1735) war Gründer einer Wechsel-, Tuch- und Seidenwarenhandlung. Durch erfolgreiche Kreditgeschäfte wurde er zu einem der reichsten Männer Augsburgs.
Reichenberger Straße (früher: Geisbergstraße)
Benannt zur Erinnerung an die bekannte Textilstadt Reichenberg im Sudetenland.
Remboldstraße
Jakob Rembold, Sohn des von Lauingen nach Augsburg übergesiedelten Kaspar Rembold, gründete 1561 eine bedeutende Stiftung.
Sanderstraße
Ludwig Sander (1790 - 1877) war bedeutender Industrieller und Leiter der Lotzbeck'schen Tabakfabrik in Augsburg. Er gilt als Urheber einer Wohltätigkeitsstiftung, die seine Töchter fortführten.
Schäfflerbachstraße (Benennung: 1879)
Der Schäfflerbach ist ein ca. 3,6 km langer Lechkanal. Der Name Schäfflerbach ist seit Ende des 17. Jahrhunderts nachweisbar und geht wohl auf einen Mann namens Schaeffler zurück, der hier eine Bleiche betrieb. Siehe auch "Wasserwege"
Schwibbogenplatz (Benennung: 1879)
Das Schwibbogentor war eines der kleineren Stadttore, dessen Ursprung auf Anfang des 14. Jh. zurückzuführen ist. Mit Schwibbogen ist in diesem Fall ein frei stehender Gewölbebogen zwischen zwei Mauerteilen gemeint. Hier war der südöstliche Ausgang aus der Stadt in Richtung Friedberg und München. 1867 wurde das Tor abgebrochen, 1879 die Fläche davor offiziell mit "Schwibbogenplatz" benannt.
Seilerstraße (Benennung: 1879)
Zur Zeit der Benennung der Straße standen dort drei Hütten mit den Seilerbahnen von fünf Meistern.
Simpertstraße (Benennung: 1959)
Der Heilige Simpert (um 750 - 807) war zwischen 778 und 807 Bischof von Augsburg. Neben Afra und Ulrich gilt er als dritter Bistumspatron.
Theodor-Wiedemann-Straße
Theodor Wiedemann, Geheimer Kommerzienrat (1858 - 1944), trat als Vorstandsmitglied in die Augsburger Kammgarnspinnerei ein. Später wurde er Leiter und "zweiter Gründer" des Werkes.
Vogeltorplatz (Benennung: 1879)
Das Vogeltor ist eines der historischen Stadttore und wurde 1445 auf Veranlassung des Bürgermeisters Konrad Vögelin errichtet. Neben der Benennung nach dem Auftraggeber könnte der Name auch von einem Vogelfänger herrühren, der nachweislich 1403 - 1409 den Vorgängerbau bewohnte.
Wagenhalsstraße
Wagenhals hieß die ehemalige Vorstadt vor dem Schwibbogen- und dem Roten Tor an der Südostecke der Stadt. Der Name taucht erstmals im Baumeisterbuch von 1322 auf und rührt evtl. von dem Galgen her, der bis 1364 im Bereich der heutigen Haunstetter Straße stand ("Wag den Hals", "Waghals").
Walterstraße (Benennung: 1930)
Caspar Walter (1701 - 1769) war der bedeutendste Stadtbrunnenmeister im 18. Jh. Er brachte 1741 - 1768 die Augsburger Brunnenwerke auf einen optimalen Stand und machte insbesondere das Werk am Roten Tor zu einer weithin bekannten technischen Sehenswürdigkeit.
Werner-Haas-Straße
Werner Haas (1927 - 1956) war in den 1950er-Jahren ein populärer Motorradrennfahrer, wurde mehrfach Deutscher Meister und Weltmeister, sowie 1953 Deutschlands "Sportler des Jahres".
Willy-Brandt-Platz
Willy Brandt (1913 - 1992) war vierter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und Friedensnobelpreisträger. Kein direkter Bezug zu Augsburg.
Wolframstraße
Georg Ritter von Wolfram, Geheimer Hofrat (1851 - 1923), war nach juristischer Tätigkeit in München ab 1907 Erster Oberbürgermeister von Augsburg.
Wolfsgäßchen
Benannt nach dem Augsburger Kaufmann Johann Christoph Wolf, dem um 1800 der hier gelegene Garten gehörte.
Zimmererstraße
Der Name deutet auf die nahegelegenen städtischen Zimmerstadel im Bauhof hin.
Zobelstraße
Martin Zobel (1530 - 1584) war ein angesehener Augsburger Bürger, der Bergwerke betrieb und für die Stiftung eines Pilgerhauses verantwortlich war.
Zur Aumühle
Als der Lech noch nicht begradigt war, befand sich in den Auen, jener Uferlandschaft des Flusses, die von wechselndem Hoch- u. Niedrigwasser geprägt war, die Aumühle. Diese Wassermühle war vermutlich am Proviantbach gelegen.
Zur Kammgarnspinnerei (Benennung: 2010)
Die Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS) entstand, als Friedrich Merz im Jahre 1836 seine Spinnerei von Nürnberg nach Augsburg verlegte. 1845 erfolgte der Neubau der teilweise bis heute erhaltenen Fabrikanlagen.
Das Textilviertel kann mit einem städtischen, zwei staatlichen und drei privat geführten Museen bzw. Galerien aufwarten. Sogar ein freies, zeitgenössisches Theater gibt es hier. Zudem hat die Stadt Augsburg auf dem ehemaligen AKS-Gelände Flächen für das Stadtarchiv und die Stadtarchäologie belegt. Während der Sanierung des Stadttheaters (von 2018 bis ca. 2023) befindet sich eine Interimsspielstätte im martini-Park. Zweifelsohne ist das Textilviertel aus kultureller Sicht betrachtet ein äußerst attraktiver Standort.
tim | Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg
in der AKS,
Provinostraße 46, 86153 Augsburg
Geöffnet: Dienstag bis Sonntag
9.00 - 18.00 Uhr
Montag geschlossen
Webseite des tim
Das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) ist das erste Landesmuseum in Bayerisch-Schwaben. Anhand der vier M's "Mensch - Maschine - Muster - Mode" wird hier die Geschichte der bayerischen Textilindustrie auf lebhafte Art und Weise veranschaulicht. Regelmäßig finden auch Sonderausstellungen statt. Obwohl das Museum erst seit Anfang 2010 geöffnet ist, wurde es bereits mit mehreren Auszeichnungen versehen und kann schon jetzt als neues Aushängeschild des Textilviertels bezeichnet werden.
H2 – Zentrum für Gegenwartskunst
Staatsgalerie Moderne Kunst
im Glaspalast, 86153 Augsburg
Geöffnet: Dienstag 10.00 - 20.00 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 10.00 - 17.00 Uhr
Montag geschlossen
Webseite des H2
Das H2 gehört zu den Kunstsammlungen und Museen Augsburg und zeigt im Wechsel Exponate aus dem eigenen Bestand sowie spektakuläre, eigens für die Räumlichkeiten konzipierte Sonderausstellungen. Die angegliederte Staatsgalerie Moderne Kunst, eine Filialgalerie der Pinakothek der Moderne München, zeigt Highlights aus dem Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen nach 1950.
Galerie Noah
im Glaspalast, 86153 Augsburg
Geöffnet: Dienstag bis Donnerstag 11.00 - 15.00 Uhr
Freitag, Samstag, Sonntag, Feiertage 11.00 - 18.00 Uhr
Montag geschlossen
Webseite der Galerie Noah
Die Galerie Noah ist seit 2002 eine international vernetzte Galerie für Gegenwartskunst und Bestandteil des "Zentrums für moderne Kunst" im Glaspalast. Sie dient als regelmäßiger Ausstellungsort für Exponate vor allem einzelner namhafter Künstler.
S'ensemble Theater
in der Kulturfabrik
Bergmühlstraße 34, 86153 Augsburg
Webseite des S'ensemble Theaters
Das S'ensemle Theater ist eine experimentelle Bühne, die von dem gleichnamigen gemeinnützigen Theaterverein getragen wird. Zweck des 1996 gegründeten Vereins ist es, die künstlerische Kreativität zu fördern. Seit 2000 unterhält das Theater eine eigene Spielstätte, die "Kulturfabrik" in der Bergmühlstraße. Das Repertoir des S'ensemble Theaters reicht von Sprech-, Musik-, Improvisations- und Ausdruckstheater bis hin zu Performance und Installation.
Staatstheater Augsburg, Interimsspielstätte Martini-Park
im martini-Park, 86153 Augsburg
Zugang über die Schäfflerbachstraße
Geöffnet nur zu Theatervorstellungen
Webseite des Staatstheaters Augsburg
Am 1. Oktober 2017 nahm das Theater seine neue Interimsspielstätte im martini-Park in Betrieb. Aus zwei leerstehenden Hallen wurde ein voll funktionsfähiges Theater mit 620 Sitzplätzen, Werkstätten und Proberäumen gebaut. Rund 200 der insgesamt 370 Mitarbeiter des Staatstheaters Augsburg werden während der fünfjährigen Interimszeit hier ihren Arbeitsplatz finden. Zwar wird die Quadratmeterzahl deutlich geringer ausfallen als im Großen Haus, doch soll das Arbeiten komfortabler werden. (Quelle: Stadt Augsburg)
Kinder- und Jugendkunstschule Palette
in der Kulturfabrik
Bergmühlstraße 34, 86153 Augsburg
Webseite der Kinder- und Jugendkunstschule Palette
Die Kunstschule Palette bietet seit 20 Jahren in der "Kulturfabrik" neben einzelnen Werkstätten im Wesentlichen koninuierliche Ateliers über einen längeren Zeitraum an. An Werktagen gibt es Werkstätten für das Erforschen, Erfinden, Experimentieren und Entwickeln eigener Ideen. Darüberhinaus werden in meist längerfristigen Schulkooperationen Kunstprojekte an Augsburger Schulen oder im öffentlichen Raum organisiert und umgesetzt.
Turbinenmuseum Augsburg
im Fabrikschloss, Proviantbachstraße 30, 86153 Augsburg
Geöffnet: Montag bis Freitag 10.00 - 20.00 Uhr, Samstag 10.00 - 19.00 Uhr
Sonntag und Feiertage geschlossen
Das Museum wurde vom Augsburger Sportgeschäft Förg eingerichtet und wird von diesem auch privat betrieben. In einer über 300 Quadratmeter großen Halle des Fabrikschlosses sind Turbinen zu sehen, die bis zum Ende der Spinnerei und Weberei hier im Einsatz waren.
Skimuseum Augsburg
im Fabrikschloss, Proviantbachstraße 30, 86153 Augsburg
Geöffnet: Montag bis Freitag 10.00 - 20.00 Uhr, Samstag 10.00 - 19.00 Uhr
Sonntag und Feiertage geschlossen
2006 eröffnete das Sportgeschäft Förg diese private Sammlung von Exponaten, die die Geschichte und Entwicklung des modernen Skisports dokumentiert. Ca. 200 historische und moderne Skimodelle sind hier ausgestellt, sowie an die 30 Paar Skistiefel.